
Die meisten denken, Recruiting endet mit der Unterschrift. In Wahrheit beginnt hier das nächste große Risiko.
Denn wer IT-Talente erfolgreich gewinnen will, muss sie vor allem halten. Und genau hier scheitern viele Unternehmen und das auch noch oft unbemerkt. Zwischen Vertragsangebot und dem ersten Sprint im Team geht mehr verloren als nur Motivation, sondern auch Vertrauen, Zugehörigkeit, Engagement.
Besonders deutlich zeigt sich das für Tech-Teams die remote oder hybrid arbeiten. Die Distanz macht Integration anspruchsvoller. Hinzu kommen Barrieren, die lange unsichtbar blieben für neurodivergente Talente, für Mitarbeitende mit Behinderungen oder für jene, die anders denken als die Mehrheit.
Das Problem: Onboarding wird oft als operativer Prozess verstanden. Ein bisschen Software-Zugang hier, ein paar Begrüßungsrunden dort, und fertig. Was fehlt, ist ein inklusiver, strategisch geplanter Einstieg, der Vielfalt ernst nimmt und psychologische Sicherheit schafft.
Genau darum geht’s in diesem Artikel: Und zwar warum Candidate Experience beim Onboarding weitergehen muss. Wie Barrierefreiheit zur Basis statt zur Ausnahme wird. Und wie wir mit smarter Technik nicht nur Prozesse, sondern auch echte Zugehörigkeit ermöglichen.
Im Recruiting wird viel über die Candidate Experience gesprochen - doch meist endet sie dort, wo der eigentliche Kulturschock beginnt: am ersten Arbeitstag. Während sich Bewerbungsprozesse längst professionalisiert haben, bleibt das Onboarding in vielen Unternehmen ein blinder Flecken.
Ein Beispiel: Laut Personalwirtschaft betragen die durchschnittlichen Kosten einer Neubesetzung rund 30.000 Euro, ohne Berücksichtigung von Opportunitätskosten oder Produktivitätsverlusten (2024). Trotzdem investieren viele Unternehmen innerhalb der ersten Wochen kaum strukturierte Ressourcen. Dabei entscheidet sich gerade hier, ob ein neues Teammitglied bleibt oder innerlich kündigt, noch bevor der erste Commit live geht.
Besonders in der IT zeigt sich das deutlich. Entwickler:innen sind es gewohnt, effizient zu arbeiten mit klaren Strukturen und sie vergleichen diese Erfahrung. Ein Onboarding, das ihnen das Gefühl gibt, nicht integriert zu sein, bleibt nicht ohne Folgen. Fehlen barrierefreie Zugänge, klare Ansprechpersonen oder ein kulturell sensibilisiertes Willkommen, wird aus dem Fachkräftemangel schnell ein Vertrauensverlust.
Gleichzeitig erleben neue Kolleg:innen im Tech-Bereich nicht selten auch eine gewisse soziale Kälte: Wenig direkte Kommunikation oder keine klare Begleitung. Was fehlt, ist ein echtes Ankommen. Und was bleibt, ist Unsicherheit.
Dabei ist es kein Hexenwerk. Ein durchdachtes, inklusives Onboarding schafft nicht nur Orientierung, sondern ist ein strategisches Signal: Du bist hier richtig. Du wirst gesehen. Und du wirst geschätzt mit allem, was du mitbringst.
Inklusion beginnt nicht beim Rampenbau, sondern sie beginnt im Kopf und in jedem noch so kleinen Moment des Ankommens. Für IT-Teams, die zunehmend hybrid, remote oder international arbeiten, bedeutet das: Ein barrierefreier Onboarding-Prozess ist eine Mindestanforderung an moderne Arbeitgeber.
Das Problem: Viele Barrieren sind unsichtbar. Neurodivergente Talente etwa benötigen andere Formen der Kommunikation und Orientierung als neurotypische Kolleg:innen. Ein strukturierter Einstieg, klare schriftliche Abläufe oder die Möglichkeit, sich vorab mit Tools vertraut zu machen, können hier entscheidend sein. Ohne diese Anpassung verlieren Unternehmen wertvolle Mitarbeitende, bevor sie ihr Potenzial überhaupt zeigen konnten.
Auch im digitalen Raum lauern Hindernisse: Karriereseiten ohne Screenreader-Kompatibilität, Willkommensmails ohne einfache Sprache, Tools, die nur visuelle Orientierung bieten. All das erschwert nicht nur den Zugang, sondern sendet eine klare Botschaft: Du bist nicht berücksichtigt.
Doch es gibt Gegenbeispiele: Unternehmen, die Remote-Onboarding-Tage in verschiedenen Formaten anbieten - synchron und asynchron. Teams, die Neurodiversität offen ansprechen und mit inklusiven Kommunikationsstandards arbeiten. Und HR-Abteilungen, die Barrierefreiheit nicht als Projekt, sondern als Haltung verstehen.
Barrierefreiheit im Onboarding ist kein Spezialfall mehr. Sie ist der neue Standard – oder sie ist ein Ausschlusskriterium.
Der Einsatz von KI im Recruiting polarisiert und das zu Recht. Zu viele Systeme wurden mit verzerrten Daten trainiert, die zu Ausschlüssen führen. Gleichzeitig liegt genau hier eine große Chance: Wenn wir KI nicht als Black Box, sondern als Werkzeug für Inklusion begreifen, hilft sie, strukturelle Barrieren sichtbar und behebbar zu machen.
Ein Beispiel: KI-gestützte Textanalyse kann Jobangebote auf unbewusste Ausschlüsse hin prüfen und genderfaire, zugängliche Sprache vorschlagen. Matching-Algorithmen können so trainiert werden, dass sie nicht auf klassischen Lebensläufen basieren, sondern auf Skills, Projektarten oder individuellen Stärken. Das erhöht die Chance, auch atypische Kandidat:innen sichtbar zu machen, insbesondere in Tech-Bereichen, in denen Quereinstieg und Selbstlernen weit verbreitet sind.
Ein weiterer Hebel: Adaptive Lernsysteme und Chatbots im Onboarding-Prozess können neue Mitarbeitende dort abholen, wo sie stehen - sprachlich, kognitiv oder fachlich. Statt starrer Standardprozesse ermöglicht smarte Technik eine personalisierte, barrierearme Einführung. Laut McKinsey sehen 63 % der befragten Unternehmen in KI einen Schlüssel zur besseren Integration neuer Mitarbeitender – vorausgesetzt, sie wird bewusst und fair eingesetzt (2023).
Natürlich ersetzt KI kein menschliches Miteinander. Aber sie kann verhindern, dass Menschen durch nicht oder schlecht gedachte Prozesse verloren gehen. Wenn sie richtig trainiert und eingesetzt wird, wird sie zur Übersetzerin zwischen Mensch und System. Und damit zur Verbündeten inklusiver Unternehmenskultur.
Onboarding ist ein Statement darüber, wie ernst Vielfalt genommen wird, wie konsequent Prozesse gedacht sind und wie gut Teams vorbereitet sind, echte Integration zu ermöglichen.
Gerade in der IT-Branche, wo der Kampf um Talente längst global geführt wird, können Unternehmen nicht mehr mit alten Prozessen recruitieren. Wer neue Mitarbeitende aufnimmt, ohne sie wirklich ankommen zu lassen, riskiert nicht nur hohe Fluktuation – sondern auch den Verlust an Vertrauen und kulturellem Kapital.
Die gute Nachricht: Es gibt Wege. Und es gibt Werkzeuge. Smarte Technologien, barrierearme Formate, klare Kommunikation, das alles lässt sich heute gestalten. Inklusive Onboarding-Prozesse sind weniger Kostentreiber, sondern eine Investition in Produktivität, Zeitgeist und Zukunftsfähigkeit.
Wer das versteht, denkt Candidate Experience nicht als Kampagne, sondern als Haltung des Unternehmens. Und setzt dort an, wo aus Kandidat:innen Kolleg:innen werden.
Du willst dein Onboarding so gestalten, dass neue Kolleg:innen sich nicht nur zurechtfinden – sondern wirklich ankommen? Wir unterstützen dich mit Erfahrung aus der IT-Praxis, einem klaren Blick für Barrieren und smarten Ansätzen, die digitale Prozesse menschlich machen. Melde dich bei uns. Wir sprechen gern darüber, wie aus deinem Einstieg ein echtes Willkommen wird.