May 25, 2023

Warum deine Stellenbeschreibung zum Scheitern verurteilt ist

Zunächst einmal lesen gute Entwickler:innen keine Stellenbeschreibungen – wenn sie einen neuen Job suchen, haben sie Bekannte oder ein Netzwerk anderer Entwickler:innen und Tech People, an die sie sich wenden können, wenn sie auf der Suche nach einem neuen Job sind. Das bedeutet, dass diese Leute nur selten eine Stellenanzeige lesen. Wenn das der Fall ist, muss deine Stellenanzeige so auf den Punkt sein, dass jemand sie tatsächlich liest, und schließlich sollte sie das Gefühl hervorrufen, sich auf die angebotene Stelle zu bewerben.
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Nutze diese limitierte Chance, wenn sich jemand ein Stellenangebot anschaut, und mache es herausragend, sonst hast du keine Chance, irgendwen zu gewinnen. Behalte das also im Hinterkopf.

Die gute (oder schlechte) Nachricht ist, dass es ziemlich einfach ist, aus der Masse herauszustechen, denn die meisten Stellenanzeigen sind gleich aufgebaut: Sie enthalten die gleichen nutzlosen und allgemeinen Informationen, sind unspezifisch und folgen dem gleichen Muster, das es schon seit langem gibt. Wenn ich heute ein Stellenangebot lese, könnte es auch in den 1990er Jahren geschrieben worden sein. Es kommt mir so vor, als ob eine Managerin eines Unternehmens den Auftrag an Joe Shmoe gibt, der noch nie ein Stellenangebot geschrieben hat, und diese Person kopiert einfach ein beliebiges Stellenangebot, tauscht den Namen des Unternehmens und ein paar andere Teile aus und fertig ist das Stellenangebot.

Die Struktur sieht wie folgt aus:

  1. Einleitender PR-Text aka "Wir sind das beste Unternehmen der Welt"
  2. Pseudo-Aufgabenübersicht wie "als Programmierer/in wirst du programmieren"
  3. Sehr breite und allgemeine Qualifikationen
  4. Nichtssagende und weitere generische Benefits
  5. Das geheime Gehalt als abschließendes Highlight

Zusammengefasst ist es meist sehr allgemein gehalten, sagt das Offensichtliche aus, geht nicht ins Detail und oft hast du keine Ahnung, was du konkret tun wirst. Bewerber:innen haben keine klare Vorstellung davon, was auf sie zukommt. Was ist euer Problem, dass ihr nicht konkret sein könnt? Konkret zu sein ist von erheblicher Bedeutung, da es allen Stellenangeboten an Konkretheit mangelt und dies der einfachste Weg ist, sich von anderen abzuheben. Was geht in euren Köpfen vor – "komm vorbei und finde es heraus"?

Es ist Zeit, der Realität ins Auge zu sehen. Wir haben einen Kandidat:innen-Markt, und das nicht erst seit gestern. Derzeit fehlen 137.000 IT-Spezialisten. Die andere Frage ist: Wen wollt ihr mit der Struktur dieser Stellenanzeige ansprechen? Ihr sucht nach den besten Leuten, und das Beste, was euch einfällt, ist das hier? Es ist eure Aufgabe, Leute anzuziehen. Die Zeiten, in denen es andersherum war, sind längst vorbei. Diese Denkweise ist seit 20 Jahren überholt. Einige Unternehmen denken immer noch, dass die Menschen den Job, den sie anbieten, wirklich brauchen. Begrüßt die Generation Z und den "Bare-Minimum-Montag" (neben anderen Veränderungen in der Denkweise der Generation Z). Ihr werdet eine harte Zeit haben, das ist eine untertriebene Aussage.

Also lass es uns richtig machen.

Du verkaufst und nicht umgekehrt

Stell dir die Stellenanzeige als ein Produkt vor, das du deinen Kandidat:innen verkaufen willst. Das ist der Punkt, an dem ein engagierter Copywriter oder kreative HR-Mitarbeiter:innen ins Spiel kommen. Deine Stellenanzeige ist wie eine Landing Page - du willst, dass sie eine hohe Konversionsrate hat, also sorge dafür, dass du die Leserinnen und Leser fesselst und sie nicht mehr loslässt, bis sie sie durchgelesen haben. Schaffe dabei lebendige Bilder im Kopf und motiviere die Leser:innen, sich sofort auf die angebotene Stelle zu bewerben.

Willkommen im Zeitalter von Video

Vor allem die Generation Z, aber auch immer mehr Menschen anderer Generationen, bevorzugen es, Inhalte als Video zu konsumieren. Es ist das beste Format, um deine Botschaft zu transportieren, Motivation zu vermitteln und die mentalen Bilder zu erzeugen, von denen wir zuvor gesprochen haben. Inspiriere, sei spezifisch und lass noch etwas Raum für Neugierde, damit sich die Kandidat:innen gerne auf deine Stelle bewerben. Du kannst die folgende Struktur auch auf dein Videoformat anwenden. Packe es in die 60 Sekunden eines YouTube Shorts, denn die Kürze macht den Reiz aus, alles zu sehen. Vom Video aus kannst du immer noch auf die (ausführlichere) Seite der Stellenanzeige mit dem Bewerbungsformular oder der Funktionalität verlinken.

Zum Unternehmen

Fangen wir also ganz oben an. Es geht um den PR-Text. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn du damit wirbst, was dein Unternehmen tut und was es erreicht hat, aber wechsle schnell zu dem Punkt: Wie wird der Bewerber:innen zum Erfolg des Unternehmens beitragen? Der Erfolg eines jeden Unternehmens ist das direkte Ergebnis seiner Beschäftigten. Was ist also ihre Rolle? Und wie können sie dazu beitragen? Es interessiert niemanden, wenn du einen selbstherrlichen und langen PR-Text veröffentlichst, der sich im Grunde immer gleich liest - niemand wird ihn lesen und die Wahrscheinlichkeit, dass du einen Bewerber:innen bereits hier verlierst, ist hoch. Die Leute haben das schon tausendmal gelesen und deshalb interessiert es niemanden mehr. Schreibe einen PR-Text, in dem die Leute sehen, wie sie zum weiteren Erfolg des Unternehmens beitragen können, der spannend ist, der ein Bild in ihrem Kopf entstehen lässt, wie spannend es sein wird und was sie tun werden. 

Pseudo-Aufgabenbeschreibung

Bringe auf den Punkt, was zu tun ist. Nenne Beispiele aus der Praxis für die Aufgaben, die die Person erfüllen wird. Verbrenn deine allgemeinen Phrasen - zum Beispiel, dass du als Softwareentwickler:in Software entwickeln, agil und im Team arbeiten wirst. Echt, das gibt's nicht, wer hätte das gedacht? Schreibe auf, in welchem Team der Bewerber:innen arbeiten wird. Beschreibe genau, was gemacht wird. Und an dieser Stelle macht es Sinn, dass Kolleg:innen ihre Erfahrungen einbringen - lass sie diesen Teil schreiben. Denn sie wissen es am besten und es ist auch der ideale Ort, um zu zeigen, was die Unternehmenskultur ist. Das sieht man nicht oft in Stellenanzeigen. Und das ist auch elementar, denn die Kultur ist so ziemlich das Wichtigste in jedem Unternehmen. Stell die Unternehmenskultur vor, was unterscheidet dich von anderen Unternehmen?

Breite und generische Qualifikationen

Dann geht es weiter mit den Qualifikationen, die oft wieder nur eine generische unspezifische Liste von Qualifikationen sind. Lass die zukünftigen Kolleg:innen wieder zu Wort kommen und knüpfe direkt an die konkreten Aufgaben an, die du vorher dargelegt hast. Verbinde die Punkte und vervollständige das Bild. Vergiss nicht, ein motivierendes oder spannendes Stimmungsbild der Stellenbeschreibung zu zeichnen, denn es ist immer noch deine Aufgabe, Menschen für diese Stelle zu gewinnen. Wenn möglich, zeige an jeder Stelle deiner Stellenbeschreibung, wie die Unternehmenskultur verwoben ist.

Nichtssagende und allgemeinere Leistungen

Etwas, das ich in jeder Stellenanzeige lese, sind Sätze wie diese:

  • Eine anspruchsvolle, interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit
  • Gute Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Flexible Arbeitszeiten mit Gleitzeit
  • Angenehmes Arbeitsklima in einem jungen, motivierten und wachsenden Team

Woher weißt du also, dass dieser Job herausfordernd, interessant und abwechslungsreich für mich ist? Und warum herrscht ein angenehmes Arbeitsklima? Noch einmal. Sei konkret. Oft kannst du Dinge mit einem halben Satz erklären. Sorge dafür, dass die Leser:innen es verstehen. Verbrenne deine nichtssagenden Wischiwaschi-Aussagen, nenne die Entwicklungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, lass mich verstehen, was für mich drin ist (What is in for me)?

Das geheime Gehalt

Und abschließend das geheime Gehalt. Du denkst also, du musst das nicht angeben und kannst es verstecken? Klar, ich verstehe, dass das Gehalt von Kandidat:innen variieren kann und wird. Das ist nur fair. Gib eine Spanne an, damit alle und vor allem die Top-Talente verstehen, was möglich ist, wenn sie ihre ganze Magie einsetzen. Noch einmal: Du willst Leute anlocken. Nichts zu erwähnen oder vage Aussagen haben den Effekt, dass die Leute denken, dass du kein gutes Gehalt zahlst und dass du deine Beschäftigten nicht wertschätzt. Und ein Unternehmen, das Menschen nicht wertschätzt, ist ein Unternehmen, in dem niemand sein möchte.

Fazit

Wirksame Stellenanzeigen haben sich grundlegend gewandelt und erfordern einen gezielten, ansprechenden und spezifischen Ansatz, der die Kandidat:innen in den Mittelpunkt stellt. Mit den traditionellen, allgemeinen Stellenanzeigen lassen sich Entwickler:innen (und schon gar nicht die Besten) auf diesem talentorientierten Markt nicht anlocken. Unternehmen müssen ihre Stellenanzeigen als ein Produkt betrachten, das sie an potenzielle Kandidat:innen verkaufen. In einer Zeit, in der Videoinhalte hoch im Kurs stehen, können Bewegtbildformate die Botschaft des Unternehmens häufig besser vermitteln und zusätzlich besser motivieren. In der Stellenanzeige müssen das Unternehmen, die Rolle, die Aufgaben und vor allem die Unternehmenskultur und eine Gehaltsspanne explizit und überzeugend dargestellt werden. Mit diesem Ansatz können sich potenzielle Beschäftigte vorstellen, wie sie zum Erfolg des Unternehmens beitragen können, was das Gefühl der Zugehörigkeit und die Motivation fördert. 

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